Nicola Heyser (NH) leitet die Sparte Dressur im Nationalen Pferdezentrum Bern. Seit gut einem Jahr trainieren immer mehr CC-Kaderreiter mit der erfolgreichen Reiterin und Ausbilderin. Christoph Meier (CM) unterhielt sich mit ihr.

CM: Nicola, wann begann bei Dir die Leidenschaft für Pferde?

NH: Fast mit dem ersten Atemzug! Ich wurde in eine Pferdefamilie hineingeboren auf einem Reiterhof auf dem Land. Mami kriegte einen Schrecken, wenn ich als Dreijährige bereits Pferde auf dem Hof herumführen wollte...

CM: Wo und wie bist Du aufgewachsen?

NH: Mit Ponys, Pferden und Hunden in der Nähe von Elmshorn in Schleswig-Holstein. Mein Vater führte einen Reitbetrieb, bildete über Jahrzehnte Reiter und Pferde aus, in der Dressur bis Grandprix-Niveau. Er ritt auch selbst auf höchster Stufe, war mehrfacher Deutscher Meister Dressur und ritt Jagdpferde S-Springprüfungen. Auch meine Mutter bestritt Springprüfungen der Klasse S.

CM: Dann hast Du bereits als Kind Turniere bestritten?

NH: Mein erstes Pony 'Petra' erbte ich von meiner Schwester. Mit 9 durfte ich erstmals an einem Turnier reiten: Dressur ausgebunden und ein E-Springen! Mit 11 entwuchs meine Schwester dem nächsten Pony, ein Connemara-Wallach namens 'Silver', mit dem ich A-Dressuren und A-Springen ging.

CM: Ein Glück für Dich, dass die Schwester so in die Höhe schoss. Ist denn bei Euch die ganze Familie so gross wie Du?

NH: Was heisst da gross? - Ich bin die Kleinste, zusammen mit Mami! Papa und alle Geschwister sind grösser!

CM: Das muss wohl die Holsteinische Luft sein? Wann hattest Du denn Dein erstes eigenes Pferd?

NH: Mit 14 erhielt ich die Stute 'La Catena', die ich selbst ausbildete und in L-Dressuren und L-Springen vorstellte. Doch oft ritt ich sogar ohne Sattel auf der Weide herum und einmal die Woche in der Halle. In den Ferien Urlaub bei Papa, der mich oftmals aus der Halle schickte, weil ich wieder die Stiefel nicht blitzblank geputzt, die Haare nicht gekämmt oder die Fingernägel nicht gesäubert hatte!

CM: Was hattest Du für Lehrmeister?

NH: Zuerst und dann immer wieder Papa! Die Bereiter-Lehre machte ich aber bei Wiger de Boer - ebenfalls ein ausgezeichneter Dressur-Ausbilder. Während der Lehre durfte ich nur L-Prüfungen reiten!
Dann arbeitete ich 5 Jahre im väterlichen Betrieb. Erst in diese Zeit fallen meine ersten M-Turniere auf Kundenpferden. Und erst mit 25 errang ich auf 'Paisello' meinen ersten S-Sieg. Paisello war ein ziemlich anstrengendes Pferd, das mein Vater einmal ganz günstig erworben und den ich ausgebildet hatte.

CM: Welches war Dein erstesTraum-Pferd?

NH: Das war 1994. Meine Mutter und ich kauften ihn als Dreijährigen ihrem Freund ab. Ich ritt ihn an und förderte ihn, gewann L-Springen und war bis M hochplatziert. Mit 7 ritt ich ihn erstmals im St.Georg und da wurde man aufmerksam auf das Talent. 8-jährig wurde er dann in die Schweiz ans Gestüt Albführen verkauft. Er heisst Sir S und war an den Olympischen Spielen in Sydney mit Françoise Cantamessa dabei! Die beiden zählen zu den besten S-Paaren in der Schweiz!

CM: Aber arg bedrängt von einer Dame, die den Schweizer Dressurreitern ganz schön einheizt? Wie und wann kamst Du in die Schweiz?

NH: Dank eurem TK Chef Guy Moilliet, der für das neu gegründete NPZ einen Dressurausbilder suchte. Ich kam 1997 ins NPZ unter Dr. Hofer, hatte dann Gelegenheit, bei Samuel Schatzmann gute Pferde zu reiten, ging dann aber nochmals für ein Jahr nach Deutschland zurück. Seit Ende 1999 bin ich wieder im NPZ, diesmal mit etwas grösserem Kompetenzbereich.

Heute habe ich 15 bis 18 Pferde im Stall und zu meinem Team zählen ein Bereiter und zwei Lehrlinge. Das einzige Pferd, das wirklich mir gehört, ist Rubens, mit dem ich vor wenigen Monaten die ersten S-Prüfungen bestritt und auf den ich fürchterlich stolz bin. Aber auch meinen anderen 8-Jährigen, Pik Harry, den ich 3-jährig fürs NPZ ausgesucht habe und der mit 7 bereits 10 S-Prüfungen gewann, liebe ich schrecklich! Beide machen ganz toll mit!

Die Anzahl Pferde wechselt, da ich ab und zu Kundenpferde vorübergehend beherberge und ausbilde, darunter auch ganz bekannte Schweizer Militarypferde...

CM: Wie Emma Jane, Pondi, Dally...Ich freue mich bereits auf's nächste Training! Nicola, herzlichen Dank für das Gespräch, das wir bei Gelegenheit fortsetzen. Ich habe noch tausend Fragen zu Deiner Reiterei!